Bücher > Der Bien und seine Zucht
Leben und Wirken von Dr. h.c. Ferdinand Gerstung

Mit 23 Jahren wurde er Pfarrvikar in Ifta bei Eisenach. Anhand seiner Kanarienvögel, die er bereits während seiner Studienzeit erfolgreich gezüchtet hatte, lernte er die Grundlagen der Vererbung kennen. In Ifta tauschte er einen Teil seiner Vögel gegen ein Bienenvolk des Vorgängers ein und wurde so zum Bienenzüchter. Im Selbststudium wurde ihm sehr bald deutlich, dass Bienenvölker auf Hochwaben (Ganzrahmen) besser gediehen als auf Flachrahmen. Durch seine besondere Beobachtungsgabe entdeckte er in seinem neu errichteten Bienenstand in Oßmannstedt, wohin er 1886 umgezogen war, den Legegang einer Wespenkönigin. Dem Erkenntnisdrang folgend öffnete er dann zahlreiche Bienenvölker und sah dort überall dasselbe Brutnestbild. Damit hatte er das „Grundgesetz der Brut- und Volksentwicklung des Biens“, wie er das Bienenvolk fortwährend nannte, entdeckt.
1889 wurde er zum ersten Mal Autor, als er dieses Grundgesetz im „Bienenwirtschaftlichen Zentralblatt“ veröffentlichte. Die Anfeindungen ließen nicht lange auf sich warten, was ihn wohl zu Neuem angespornt hat. So entdeckte er auch als Erster die Arbeitsteilung der Arbeitsbienen im Volk und dass das Zusammenleben bestimmten Gesetzen unterworfen ist, So erschienen im Laufe der Jahre bis zur Jahrtausendwende mehrere Werke, die dann in seinem Lebenswerk „Der Bien und seine Zucht“ ihren Höhepunkt fanden. Dieses grundlegende Werk der Bienenkunde und Lehrbuch für Imker*innen erzielte 7 Auflagen, zuletzt 1926. Sie waren alle noch in altdeutscher Schrift verfasst.
Neben seiner Pfarrtätigkeit in Oßmannstedt leitete er die Fachzeitschrift „Die Deutsche Bienenzucht in Theorie und Praxis“ und hielt Lehrgänge für Imker*innen ab. 1905 war er Mitbegründer des „Deutschen Reichverein für Bienenzucht", dem Vorläufer des Deutschen Imkerbundes und zusammen mit August Ludwig gründete auch 1907 das Deutsche Bienenmuseum in Weimar, das erste dieser Art in Deutschland. Zuletzt würdigte die Universität Jena seinen unermüdlichen Forschungsdrang mit der Verleihung des Ehrendoktortitels.